Förderpatenschaft für Para-Dressurreiterin Regine Mispelkamp
Warendorf. Zwei Pferde und ein Ziel: Die Paralympischen Spiele im Sommer in Tokio. Das beschreibt die nächsten Wochen und Monate von Para-Dressurreiterin Regine Mispelkamp aus Geldern wahrscheinlich am besten. Auf ihrem Weg nach Tokio bekommt die Rheinländerin nun Unterstützung von der Alfons-Hörmann-Stiftung, die eine Patenschaft im Rahmen des Talentpools der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport übernommen hat.
„Ich bin unglaublich dankbar für die Unterstützung und hatte Gänsehaut als der Anruf mit der Zusage kam“, erinnert sich Regine Mispelkamp. Seit sie sieben Jahre alt ist sitzt sie fast täglich im Sattel, hat zahlreiche Erfolge in der Dressur und im Springen bis zur schweren Klasse zu verzeichnen und 2002 das kombinierte Goldene Reitabzeichen verliehen bekommen. Ihre Erkrankung hat sie 2018 öffentlich gemacht und ist seither auch in der Para-Dressur hoch erfolgreich – ob bei Deutschen Meisterschaften oder bei ihrer Championatspremiere im Rahmen der Weltreiterspiele 2018 im US-amerikanischen Tryon, wo sie Mannschafts- und Einzelbronze gewann. 2021 sei das erklärte Ziel die Nominierung für die Paralympischen Spiele, sagt Mispelkamp.
Para-Dressurreiter starten, je nach Schwere ihrer Einschränkung, in unterschiedlichen „Grades“. Für jedes Grade existieren eigene Aufgaben. Regine Mispelkamp startet in Grade V und reitet Aufgaben, die vergleichbar zu Dressuren der Klassen L bis M im Regelsport sind. Die Prüfungen bestehen aus Schritt-, Trab- und Galoppsequenzen. In der Kür sind Lektionen auf St. Georg Niveau, wie Serienwechsel zu drei oder vier Sprüngen sowie halbe Galopppirouetten, möglich.
Turnier- und Ausbildungsstall in Geldern
Als Pferdewirtschaftsmeisterin und Diplom Trainerin des DOSB betreibt Regine Mispelkamp neben ihrem Sport auch einen eigenen Turnier- und Ausbildungsstall im rheinischen Geldern. Ihren Betrieb hat sie aufgrund ihrer Erkrankung zu 90 Prozent auf die Unterrichtserteilung und Lehrgänge ausgerichtet. Die Auswirkungen der Pandemie haben sie deshalb hart getroffen: „Im Kreise meiner Familie ist bisher glücklicherweise niemand erkrankt, betrieblich gesehen ist die Pandemie jedoch ein echtes Desaster, wenn ich das so deutlich sagen darf“, gibt Regine Mispelkamp zu.
Sie habe immer wieder nach Lösungen gesucht, damit es weitergeht. „Ich wollte auf keinen Fall in die Position kommen, ein Pferd verkaufen zu müssen“, berichtet die Pferdewirtschaftsmeisterin. „Als das vollständige Berufsverbot kam, war das wirklich heftig. Ich habe versucht, wieder mehr zu reiten, was sich aber gesundheitlich negativ ausgewirkt hat.“ Mittlerweile liefen das Training und die Lehrgänge langsam wieder an, doch auch der Ausbruch des Herpesvirus im Pferdesport habe die Situation weiter erschwert. Die Unterstützung der Alfons Hörmann Stiftung im Rahmen des Talentpools helfe ihr deshalb sehr, ihren geplanten Weg nach Tokio gemeinsam mit ihren Pferden weiter verfolgen zu können.
Die Alfons Hörmann Stiftung
Die Alfons Hörmann Stiftung ist eine gemeinnützige Familienstiftung mit Sitz im bayrischen Sulzberg. Zweck der Stiftung ist gesellschaftliches Engagement – unter anderem durch Förderung des Sports sowie die Unterstützung von Personen, die infolge ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustands auf die Hilfe anderer angewiesen sind.
„Unsere bisherigen Projekt-Partnerschaften mit der Stiftung Spitzenpferdesport waren nicht nur sinnvoll sondern haben auf beiden Seiten Freude bereitet. Mit der nunmehr zweijährigen Partnerschaft zur Unterstützung einer möglichen paralympischen Reiterin wollen wir gerade in schwieriger Pandemiezeit ein praktisches Zeichen von Hoffnung vermitteln“, beschreibt Alfons Hörmann, Stiftungsvorstand, seine Motivation Regine Mispelkamp zu unterstützen.
Der Weg nach Tokio
Ihrer Nominierung für Tokio kommt Regine Mispelkamp am Wochenende bereits einen Schritt näher. Beim Mannheimer Maimarkt-Turnier haben die Para-Dressurreiter Gelegenheit sich bei Para-Bundestrainer Bernhard Fliegl für die Paralympischen Spiele zu empfehlen. Mit Unterstützung der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport war es Turnierveranstalter Peter Hofmann gelungen, die Prüfungen der Para-Dressurreiter umzusetzen. „Ich freue mich sehr, dass es wieder los geht“, sagt Mispelkamp, die mit zwei Pferden nach Mannheim reist.
„Look, so nenne ich Look at me now, ist mein erfahrenes Championatspferd. Ich habe ihn vierjährig bekommen und mit ihm alle Höhen und Tiefen erlebt. Er ist ein kleiner ‚Rotzlöffel‘ und treibt oft Schabernack. Mit seinen 17 Jahren heute ist er manchmal immer noch lieber ohne als mit Reiter unterwegs“, lacht Regine Mispelkamp. „Lights dagegen steht irgendwie über den Dingen. Er macht sich keinen Stress und achtet gut auf sich. Er ist wunderschön und weiß das auch“, beschreibt die Rheinländerin ihre Nachwuchshoffnung, den neunjährigen Highlander Delights. „Als ich Lights gekauft habe, waren meine Trainerin und ich total überzeugt, andere weniger. Ich bin sehr gespannt welches meiner Pferde in Mannheim die Nase vorne hat.“